Bang & Olufsen Beoplay H95 im Test bei kopfhoerer.de (2024)

Die dänische High-End-Manufaktur Bang & Olufsen feiert ihren 95. Geburtstag mit dem Sondermodell H95, der – Stand 2020 – alles an Erfahrung und technischem Know-how in einem edlen ANC-Kopfhörer vereinen möchte.

Wer mit Bang & Olufsen mitfeiern und dabei einen H95 tragen will, muss dafür allerdings einen gehobenen finanziellen Beitrag leisten, bekommt aber im Gegenzug einen Kopfhörer, der in der Tat etwas Besonderes darstellt.

Feiner Fummel

Den H95 gibt es in hellem und dunklem Kleid, wobei uns zum Test die „Grey Mist“ Variante zur Verfügung stand, die in einem farblich abgestimmten Karton edlerer Montur geliefert wurde. In einem innenliegenden Aluminium-Case finden wir den kunstvoll zusammengefalteten Hörer, in einem „extra Raum“ der Kartonage in gleicher Farbgebung sind USB-Ladekabel, Audiokabel und Flugzeugadapter vorzufinden.

Die Kabel sind textilummantelt und mit 1,20 Meter etwas kurz geraten, die Ohrpolster bestehen aus feinstem Lammleder und sind mit Memory-Foam unterlegt. Sie lassen sich durch einen Magnetverschluss abnehmen und auch nachbestellen. Die Unterseite des Kopfbügels ist textilbespannt, die Oberseite ist mit Leder appliziert.

Alles ist bestens verarbeitet, fühlt sich hochwertig an und man hat sofort das Gefühl, etwas edleres als üblicherweise auf dem Kopf zu tragen.



Funktion trifft Design

Ja, der H95 sieht schick aus, und dass die beiden großen Ringe an beiden Seiten des Hörers nicht einfach nur so da sind, sondern sich auch drehen lassen und dabei eine Funktion ausüben, ist sehr gut gelöst. Der rechte „Reifen“ regelt die Lautstärke, der linke das adaptive Noise Cancelling. Statt Wischgesten die Lautstärke über einen Ring zu regeln, ist im Alltag schon sehr angenehm. Aber auch das Regeln des Transparenz-Modus bzw. der Stärke des Noise Cancelling quasi „mit links“ ist vor allen Dingen praktikabel. Die Oberfläche der rechten Hörerseite agiert via Touch als Pausenbefehl oder auch zur Anrufannahme. Eine Wischgeste nach vorne skippt in der Playlist einen Song weiter, nach hinten zum Anfang eines Stückes, ein weiterer Swipe adressiert das vorherige Stück der Playliste.

Dann gibt es links – in Ohrläppchennähe – noch einen kleinen Taster, um den Sprachassistenten eurer Wahl aufzurufen, was sowohl bei iOS, als auch unter Android problemlos funktioniert. An der rechten Muschel ist noch eine Taste zum Einschalten und Pairing des H95. Sehr schön gelöst ist im Übrigen auch der Faltmechanismus des Geburtstagskindes: Man legt den H95 origamiartig zusammen, was ihn recht platzsparend ins Handgepäck bugsieren hilft, oder auch in das mitgelieferte Alu-Case.

Technik-Festival zum 95sten

Die beiden Treiber sind ebenfalls aus feinstem Material: Titan-Treiber und Neodym-Magneten sind – so steht‘s im Prospekt – sorgfältig ausgewählt, was in seiner Preisklasse natürlich selbstverständlich sein sollte. Der H95 agiert sowohl über Line-In, also per Kabel, als auch via Bluetooth 5.1 – als Bluetooth Codecs sind neben SBC auch AAC und aptX Adaptive implementiert. Der H95 ist zudem Mutipoint-fähig – ein überaus komfortables Feature, wenn man z.B. mit einem Computer und Smartphone zugleich verbunden ist und so Telefongespräche annehmen kann und die Audioübertragung vom Rechner in dem Moment pausiert, wenn ein Anruf angezeigt wird bzw. das Telefon klingelt.

Im Test zeigte sich, dass in der Apple-Familie – iPhone X und MacBook – das Ganze sehr gut funktionierte. Gegenüber den Apple-/Beats-Kopfhörern wurde jedoch die Musik am Mac nicht wieder gestartet, wenn das Gespräch beendet wurde. Die Bluetooth-Verbindung wurde im Test sowohl mit Mac- als auch Android-Devices dank neuestem Standard (MFI für iOS bzw. Google Fast Pair für Android) zügig aufgebaut und vor allem „gemerkt“, so dass ein Pairing zu jederzeit und ohne Komplikationen möglich war.

Die Bluetooth-Verbindung stand in Räumen auch auf weiteren Strecken und mit Zwischenwänden stets solide, erst bei 10 Metern mit zwei Wänden dazwischen zeigten sich Aussetzer im Audio-Stream.

Der Akku des H95 ist mit 1.100 mAh ein wahrer Kraftprotz – bis zu 50 Stunden Spielzeit an einem Stück oder 38 Stunden mit eingeschaltetem Noise Cancelling sind Topwerte! Der Ladestand war immer so, dass ich dank maximal zweistündiger Voll-Ladedauer via USB-C Zeit genug hatte, den H95 energiemäßig kurz aufzufrischen. Ohne weiteres austauschbar ist der Akku im Übrigen nicht, das wäre ggfs. nur über einen Reparatur-Service möglich – falls die Stromzelle irgendwann mal schlappmachen sollte.

Adaptive Noise Cancelling

Auch in puncto Geräuschunterdrückung haben die Bang-&-Olufsen-Ingenieure alles aus den Schubladen geholt, was die Entwicklungsabteilung so hergibt. Von insgesamt acht Mikrofonen kümmern sich zwei Außen-Mics und je zwei in den Ohrmuscheln darum, dass Geräusche von außen bestmöglich unterdrückt werden. Innen ist bei aktiviertem ANC höchstens ein leises Rauschen vernehmbar, der H95 taugt also auch als Schlummerhilfe in lauten Umgebungen.

Höllenlärm naheliegender Baustellen – die mir die ausführenden Firmen vorm Büro seit Wochen quasi kostenfrei ins Haus liefern – kriegt der H95 nicht weg, aber die Stadtgeräusche oder auch das monotone Brummen und Sirren des Verkehrslärmes mildert der Geburtstagshörer so weit ab, dass man schon von Ruhe sprechen kann. So ruhig wie bei den Mitbewerbern wird es hier aber nicht. In Erinnerung geblieben ist mir ein deutlich stärkerer Effekt beim Sony WH-1000XM4 (zum Test), der zum Vergleich hinzugezogene und auch der Beats Solo Pro (zum Test) zeigen, dass das ANC beim H95 nicht zu den Besten gehört. Wirklich schön ist natürlich, dass mittels des linken Einstellrings die Geräusche zwar nicht stufenlos, aber in merklichen Schritten gedämpft werden. In Mittelstellung – akustisch signalisiert – sind ANC und Transparenz-Modus ausgeschaltet.

Verwaltung per App

Wie es sich inzwischen gehört, bietet auch Bang & Olufsen eine App für Verwaltungsaufgaben und Einstellungsdinge an, wofür die Dänen eine neue App aufgesetzt haben – die alte B&O-Version wird nicht mehr unterstützt. Neben Bedienungshilfen, FAQs, Support-Kontakt etc. gibt es hier auch eine Sound-Matrix mit sieben speicherbaren Presets – sehr schön. Auch wichtig: die Angabe des Akku-Speichers in Prozent. Leider muss auch hier zum App-Betrieb ein Konto angelegt werden. Inwieweit man das will, wird leider nicht abgefragt. Ohne App ist die Nutzung des H95 zwar möglich, bietet aber nicht den nötigen Komfort.


Geburtstagskonzert

Kommen wir zum Höhepunkt eines Kopfhörertests, dem Sound. Aufgrund der guten passiven Außendämpfung und des recht effektiven Noise Cancelling bietet der H95 zunächst gute Voraussetzungen, sich akustisch zurückzuziehen und auch Mitmenschen geringstmöglich zu stören. Man kann mit Wumms Musik hören, ohne andere groß zu stören. Zu zweit hören, wie bei den Apple-/Beats-Hörern, kann man hier allerdings nicht, aber OK; wir waren ja beim sich zurückziehen.

Beginnen wir mit etwas Elektronischem: „773“ von „Compilerbau“ ist ein Synthesizer-Track mit Stimmen, künstlichen Räumen, Knall- und Space-Effekten, was der H95 in allen Wiedergabelautstärken souverän ans Gehör bringt. Fette Bässe, krispe Höhen, allseits präsentes Mittengeschehen machen beim Durchhören meiner Lieblings-Elektronik-Playlists Spaß.

Beim Jazz-Konzert ist ebenfalls Hörgenuss garantiert. Der geschlossene Raum wurde gekonnt mit Sound befüllt, wobei sowohl Tiefenstaffelung als auch Weite ein wohliges Hörerlebnis garantierten.

Für den Klassiktest habe ich die Prélude von Wagners Rheingold „aufgelegt“, bei der es zunächst sehr gesittet zugeht, um in kürzester Zeit zu einem orchestralen Monster aufzubegehren, was unter Kopfhörern gerne mal etwas „gedrängt“ wirkt – beim H95 zum Glück aber nicht. Auch hier bildet das geschlossene System eine überaus angenehme akustische Bühne. Bisher habe ich den H95 via Bluetooth am Mac bzw. unterwegs per iPhone zumeist mit Spotify-Tracks, aber auch mit FLAC-Dateien vom Rechner bespielt, was er zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigte. Ich verspürte zunächst in keiner Weise den Wunsch auf qualitätssteigernde Maßnahmen und war gespannt, wie der H95 mit HighRes-Material, zugespielt über das mitgelieferte Kabel mittels eines Pioneer XDP-30R (zum Test) und dessen anerkannt guten DACs, umzugehen weiß.

Der H95 scheint das analoge Signal dort an den DSP zu übergeben, wo auch der Audio-Stream via Bluetooth verarbeitet wird. Beim Hörtest der ein und derselben Files via Mac – erst drahtlos, dann über Kabel – wies ein Mozart-Streichquartett eine sehr hohe Ähnlichkeit auf. Auch hier gibt es Hörer – wie den schon oben erwähnten PX7 – die den analogen Signalweg hörbar priorisieren und jenes Quäntchen an Qualität herausholen, die ein aptX Adaptive Codec eben nicht bringt.

So wies der H95 beim Hören eines HighRes-Signals via Stream und analog mittels Computer so gut wie keinen hörbaren Unterschied auf. Dasselbe Signal über den Pioneer-DAC übertrugen die Treiber mit der zu erwartenden hohen Auflösung, hinterließen aber auch hier den Eindruck der gleichen Klangtextur – und die ist beim Bang & Olufsen überaus angenehm und hochwertig.

Bang & Olufsen Beoplay H95 im Test bei kopfhoerer.de (2024)

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